Zuletzt aktualisiert am 24. Dezember 2022 .
Habt ihr auch schon mal von (S)-Ketamin gehört? Wenn es um Ketamin geht, fällt dieser Begriff oft. Somit wird klar, dass es offenbar zwei verschiedene Arten von Ketamin geben muss. Doch was ist der Unterschied zwischen „normalem“ Ketamin (auch (R)-Ketamin genannt) und (S)-Ketamin? Ich kläre in diesem Artikel auf.
Racemat und die Enantiomere – Die Chemie dahinter
Ketamin liegt als sogenanntes racemisches Gemisch vor (was für ein schöner Begriff, nicht? 😉 ). Das bedeutet nichts anderes, dass Ketamin aus zwei Enantiomeren besteht. Diesen Begriff kennt ihr vielleicht noch aus euer Schulzeit. Falls ihr nicht mehr wisst, was damit gemeint ist, eine kleine Auffrischung: Enantiomere besitzen die gleiche Summenformel und die gleichen Bindungen, sind aber nicht Deckungsgleich. Vergleichen lässt es sich mit einem Bild und einem Spiegelbild, oder eurer linken und eurer rechten Hand. Um es anschaulicher zu machen, schaut euch dieses Bild an:
Wie ihr seht enthält diese Aminosäure die selben Atome, sind aber Spiegelverkehrt und können somit nicht zur Deckung gebracht werden.
Trotz dieser Ähnlichkeit können trotzdem deutliche qualitative und quantitative Unterschiede bezüglich der Wirkung beobachtet werden. Ein prominentes Beispiel dabei dürfte wohl der Contergan-Skandal der 50er und 60er Jahren sein sein. In dem Wirkstoff Contergan waren zwei verschiedene Enantiomere des Wirkstoffes Thalidomid. Während die eine die erwünschte Contergan-Wirkung hatte, besaß das andere Enantiomere die bekannte Wirkung, die zu den Fehlbildungen an den Babys führte.
Dabei stimmt die Geschichte eigentlich gar nicht, wie sich herausgetestellt hat. Sie wird dennoch immer noch in Youtube-Videos, Lehr- und Schulbüchern und sogar vom Nobelkomitee verbreitet. Im Fall von Thalidomid wandelte sich das Enantiomere ineinader um, völlig egal ob R- oder S-Enantiomer verabreicht wurde, in ein R/S-Verhältnis von 1:1,7. Warum erzähl ich euch dann trotzdem noch von diesem überholen Beispiel? Einfach des Verständnis wegens um das Thema leicht zu verstehen. Auch wenn hier nun keine verschiedene Wirkungen zwischen R- und S-Enantiomere zu beobachten war, ist dies mitnichten automatisch bei jedem anderen auch der Fall.
Der Unterschied von R-Ketamin und S-Ketamin
Es liegt defintiv nicht an der Qualität eures Freundes oder Dealers, oder der Reinheit oder an was auch immer, wenn ihr verschiedene Qualitätsmerkmale bei Ketamin feststellt. S-Ketamin wird eine doppelt so starke Wirkung wie R-Ketamin zugerechnet. S-Ketamin soll dabei auch noch die erwünschten Nebenwirkungen (stärkere Schmerzunempfindlichkeit, klarerer Verstand als auf normalem Ketamin und weniger motorischen Einschränkungen), R-Ketamin vor allem die unerwünschten Nebenwirkungen (Desorientierheit, Schmerzen, Agitation, also Unruhe) auslösen. S-Ketamin wurde überhaupt erst entwickelt um die post-operativen Halluzinationen der Patienten zu vermeiden oder zu vermindern.
Ironischerweise gilt unter Konsumenten S-Ketamin aber als das Ketamin, mit der stärkeren psyedelischen Wirkung und den besseren Trips. R-Ketamin dauert länger im Gehirn, bis zur Bindung der Moleküle, wirkt dadurch milder und wird deshalb öfter in Clubs und auf Partys genutzt. Jemand ohne Toleranz, kann eventuell aber auch auf R-Ketamin Halluzinationen bekommen.
Optisch unterscheiden tun sich die beiden Ketamin-Varianten nicht und selbst beim Drugchecking dürfte es schwer sein, genau herauszfinden um welches Ketamin es sich handelt. Deshalb würde ich beim Dosieren vorsichtig sein, da S-Ketamin wie gesagt doppelt so stark wirkt wie das normale R-Ketamin. Um welches Ketamin es sich bei eurem handelt, könnt ihr also nur an der Wirkung feststellen. Fest steht: S-Ketamin ist die bessere Wahl, da es seltener Horrortrips verursacht als normales Ketamin. Gleichzeitig hat es aber auch eine verstärkte beruhigende (sedierendere) und schmerzstillendere (analgetische) Wirkung, sowie ist es (in sehr geringer Dosis) ein sehr wirksames Antidepressiva. R-Ketamin wirkt etwas länger und soll für die bekannten Wirkungen auf den Körper verantwortlich sein, wie das Gefühl der Schwerelosigkeit oder des Schwebens und der Verschmelzung mit der Umwelt.
Letzendlich kommt es aber immer auf euer Setting und euren Geschmack darauf an. Empfehlen kann ich aber nur, gerade beim erstmaligen Konsum auf einen Clubbesuch zu verzichten und die Droge in vertrautem und ruhigem Umfeld mit Freunden und Tripsittern zu verbringen um die Wirkung und das Ketamin zu testen.
(Anscheinend soll es noch eine Form des Kentamins geben, mit einer 50:50 Mischung beider Enantiomere geben, von dem man also Wirkungen von beiden Ketamin-Sorten bekommen soll. Wie weit dies der Wahrheit entspricht bzw. wie und wo diese Form verbreitet ist, entzieht sich meiner Kenntnis.)
Wichtiger Hinweis: Ich bin kein Chemiker also besteht keine Gewähr für 100%- Vollständige oder korrekte Angaben. Dieser Artikel dient lediglich zur Information und Aufklärung und soll in keiner Weise Drogenkonsum befürworten, noch zu illegalen Aktivitäten aufrufen. Ketamin zählt zwar nicht zu den illegalen Drogen, ist aber ein verschreibungspflichtiges Medikament. Ketamin unterliegt dem Arzeimittelgesetz. Bei unerlaubtem Handel wird eine Freiheitsstrafe von bis zu drei jahren verhängt.
Einsdrei der genannten Punkte sind mir hier leider doch ein Dorn im Auge:
Die zu Artikelende erwähnte 50/50-Mischung, auch R-/S-Ketamin (sog. Racemat) genannt, ist tatsächlich das „normale“ Ketamin, welches hier fälschlicherweise als R-Ketamin bezeichnet wird.
Zuerst gab es dieses Racemat. Nachdem jedoch einige Patienten von unerwünschten psychischen Nebenwirkungen berichteten, die von der psychedelischen Wirkung seines 50%igen R-Anteils kommen, fand in der Humanmedizin fast nur noch S-Ketamin Verwendung, welches vom Racemat abgespalten werden kann. In der Tiermedizin macht sich keiner die Mühe – dort verwendet man das normale 50:50-Ketamin, da hier auch niemand über unerwünschte psychische Effekte klagt.
S-Ketamin wird zwar oft als doppelt so potent wie R-Ketamin beschrieben, allerdings geht es dabei um das narkotische Potenzial und nicht um die Stärke der psychedelischen Wirkung.
Umgekehrt ist die halluzinatorische Wirkung von R-Ketamin wiederum wesentlich intensiver als die von S-Ketamin. Deshalb eignet sich die R-Variante deutlich besser zum trippen, ist also wirklich alles andere als mild und wird unter Konsumenten zu Rauschzwecken zumeist bevorzugt.
Dass Schmerzen eine unerwünschte Nebenwirkung von R-Ketamin ist kann ich soweit nur für nasalen Konsum bestätigen, aber bloß temporär und ausschließlich in der Nase. Das gilt jedoch genauso auch für S-Ketamin. Oder was für Schmerzen sind hier gemeint?
Mein Kommentar soll übrigens kein Vorwurf sein! Die von mir kritisierten Punkte sind hartnäckige Gerüchte, die sehr sehr häufig zu hören und zu lesen sind. Leider kursiert auch auf vielen ansonsten sehr guten Drogeninfo-, Chemie- & Saferuse-Seiten dieses halbrichtig & verdreht weitergetragene Wissen…
Ansonsten haben wir hier einen gut zusammengefassten und leicht verständlichen Artikel mit grundlegenden Infos zum Thema. Danke dafür! Aufklärung, geil, mehr davon.
Grütze, Duni